Wie funktioniert lokaler Podcastjournalismus

Nicht jeder Podcast hat einen universalen Anspruch wie “This American Life”. Viele richten sich ja  explizit an kleine Nischen. Menschen mit speziellen Interessen. Darin bleiben sie aber gern global, oder zumindest national. Logisch, die Zielgruppe ist einfach größer, wenn sich Leute aus Berlin (noch besser: Brooklyn) genauso angesprochen fühlen wie aus Regensburg oder Greifswald. Was ist aber mit lokalen Podcasts? (Ich rede hier natürlich nicht von Lokalradio. Weil es hier speziell um Podcasts geht.) Also: Wie geht Lokaljournalismus?

Mit großem Aufschlag macht das der Chicagoer Sender WBEZ. Er hat erst von Oprah Winfreys und aktuell von Barack Obamas Werdegang in Chicago erzählt (den letzten Podcast habe ich bei Deutschlandfunk Kultur Breitband vorgestellt). Klar, das ist theoretisch von globalem Interesse, nur eben mit dem sehr speziellen Blick auf die Stadt.

Einen noch spezielleren Ansatz wählt WBEZs Podcast “Curious City“.

Es gibt eine sehr simple Herangehensweise: Hörer stellen hyperspezifische lokale Fragen, die sie beschäftigen. Die Reporter versuchen in einer kleinen Reportage die Antworten darauf zu finden. Z.B.: Was passiert eigentlich mit den Tieren des Lincoln Park Zoo im Winter? Ist es schwieriger, das Wetter in Chicago vorauszusagen? Oder: Wieso ist die Ampel am North Lake Shore Drive eigentlich so lange rot? Simple Fragen eigentlich, Kinderfragen. Aber die Leute interessiert` s. Genau deshalb.

Das weiß WBEZ Chicago, weil sie eine Plattform namens “Hearken” nutzen. (Mittelmäßig) Fancy Stichwort: Crowdsourcing. Hier können die Leute eben nicht nur selber Fragen stellen, sondern auch abstimmen, was sie interessiert. Und wie ich hier gelernt habe: WBEZ hat sich auch speziell an unterrepräsentierte Hörerschaften gewandt. Damit nicht die ewiggleichen Mittelstandsfragen kommen. Was wiederum nicht nur zu einem angemesseneren, breiteren Bild von der Stadt führt, sondern auch zu einer engeren Bindung zu den Hörern. Die nämlich am Anfang jeder Folge auch kurz porträtiert werden. Und so kommt es, dass ich gerne ab und an “Curious City” höre. Auch wenn ich absolut keine Ahnung habe, was für eine Bedeutung der North Lake Shore Drive hat.